Positiv denken ist gut, aber ...

Die Situation ist zur Zeit wirklich ausser – gewöhnlich, viele sprechen von einer globalen Krise. Und bekanntlich kommt in Krisen der wahre Charakter eines Menschen zum Vorschein … In solchen Situationen zeigt es sich, wie viel Resilienz man hat.

 

Resilienz wird definiert als «die psychische Widerstandsfähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen». Oh wow, naja … Ich glaube, bevor wir die Corona-Krise als Anlass für Entwicklungen nützen können, müssen wir diese erst einmal durchstehen. Und dabei hilft uns sicher – als eine der angesprochene Ressourcen - das positive Denken.

 

Für mich gibt es einen grossen Unterschied zwischen positiv denken und sich alles schönreden, und der Grat dazwischen erscheint mir manchmal sehr schmal. Mit einer positiven Einstellung verleugnet man nicht, dass es auch negative Auswirkungen einer Krise geben kann. Der Fokus liegt aber eher auf den Auswirkungen, die die persönliche oder globale Situation zu einem Besseren wenden könnten. Wenn zum Beispiel die Corona-Krise viele Tote fordert, die Krankenhäuser und viele Mitarbeiter von Spitälern, Lebensmittelgeschäftern und weiteren wichtigen Branchen überfordert sind, dann ist dies im ersten Moment sicher schwierig für alle Betroffenen. Wenn ich allerdings sehe, dass diese Berufe nun die Chance erhalten, aufgewertet zu werden, dann ist das eine sehr nützliche Auswirkung. Ich kann meine Liebsten nicht einfach besuchen und sie unterstützen versus die Natur darf sich nun eine Ruhepause von all der Umweltbelastung durch unsere Viel-Reiserei gönnen. Die Stimmung ist zum Teil sehr explosiv aufgrund der Belastungen der Menschen versus der Zusammenhalt unter Fremden war noch nie so gross. Und so weiter, es gibt noch viele Beispiele.

 

Schönredner – übrigens genauso wie notorische Schlechtredner – sind für mich solche, die nur die eine Seite einer Medaille sehen (wollen) und sich darauf versteifen, dass dies die einzig richtige Seite ist. Die andere, aber ebenso vorhandene Seite wird verleugnet, verdrängt, nicht zugelassen. Und das ist schade, denn das Leben ist ein Auf und ein Ab, hat Gutes und Schlechtes, ist schwierig und schön, belastend und befreiend, aber hey, das ist das LEBEN! Wir sind Menschen und erfahren das Leben, was wir allerdings daraus machen, bleibt ganz uns selber überlassen.

Ich glaube, wichtig ist es, aussergewöhnliche Situationen (und vielleicht ganz allgemein Situationen) anzunehmen anstatt sich dagegen zu wehren, die Chancen in Krisen zu sehen, diese wahrzunehmen und nicht im jammern und lamentieren hängen zu bleiben. Jeder hat die Wahl, mit welcher Einstellung er Krisen bewältigen möchte, ich gebe aber natürlich gerne zu, dass es je nach persönlicher Betroffenheit viel Kraft und eine starke Resilienz braucht, um die persönlichen Entwicklungschancen in schwierigen und belastenden Situationen zu sehen.

 

Ich wünsche jedem viel Widerstandskraft, viel Humor und viel liebevolle Unterstützung in seiner persönlichen schwierigen Zeit – und bleibt gesund, helft einander und nützt die Krise als Chance!

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