Gehe soweit du sehen kannst, und wenn du da bist, wirst du schon weitersehen.
Was nützt es uns, uns jetzt schon Gedanken darüber zu machen, was denn alles sein wird in ferner Zukunft? Wäre es nicht besser, uns erst einmal Gedanken darüber zu machen, wie wir mit der
aktuellen Situation klarkommen? Diese für uns nützen, verwerten, die Chancen darin begreifen?
Wir sind nun in Woche 3 der Corona-Krise und ich kann dieses Wort (seit den ersten Tagen) schon nicht mehr hören. Trotzdem ist der Virus mit all seinen Auswirkungen da und übernimmt so langsam
aber sicher den Alltag. Vieles, das vorher undenkbar gewesen wäre, wird «normal», Alltag, Routine. Sei dies Händewaschen, nicht mehr Hände schütteln, zuhause bleiben und so weiter. Normal heisst
nicht «toll, gut, gefällt mir», sondern «ich gewöhne mich daran». Wer jetzt noch nicht umgestellt und sich dem neuen Alltag angepasst hat, der ist wahrscheinlich auch sonst im Leben nicht allzu
flexibel…
Apropos flexibel … in den vielen Vorstellungsgesprächen, die ich in meinem Beruf als Recruiter abhalten durfte, kam ja meistens die Frage nach den Stärken der Kandidaten. Und so gegen 80% sagten
dann: ich bin flexibel. Ja ne, echt jetzt? Nein, der Mensch ist von Grund auf erst einmal ein Gewohnheitstier, er braucht seine täglichen Abläufe und Leitplanken, um sich sicher zu fühlen. Warum
denken so viele, sie seien flexibel und kaum treffen sie auf eine neue Situation, auf Ungewohntes, werden sie aus der Bahn geworfen. Und was heisst schon «flexibel»? Für mich das Unwort
des Jahrzehnts (Wort, nicht Eigenschaft, gell)!
So als Denkanstoss für diese Zeit: lass dir mal durch den Kopf gehen, wie lange du gebraucht hast, um die neue, ungewöhnliche Situation zu akzeptieren und dich zu adaptieren. Wie lange dachtest du: Wird ja nicht so schlimm sein? Ne, ich lass mich doch nicht einsperren! Keine Treffen abhalten? Nicht mit mir. Jedes Mal Hände waschen? Achne, tut meiner Haut nicht gut. Gefährlicher Virus? Wird ja eher eine von der Politik gesteuerte Verschwörung sein. Und so weiter.
Verstehe mich nicht falsch: etwas zu hinterfragen ist immer noch besser als der grossen Herde gedankenlos hinter her zu trotten, es gibt aber einfach äussere Umstände, die lassen sich nicht
ändern und je schneller wir diese akzeptieren (oder gar zu unserem Vorteil nützen), umso eher leben wir wieder zufriedener und zentrierter.
Übrigens, ich bin überzeugt, nach der Krise ist vor der Krise. Die letzten Monate haben uns gezeigt, dass eine Katastrophe die nächste jagt, die Natur (das Universum?) erhöht das Tempo und den
Druck. Jetzt zeigt sich, wer WIRKLICH die Fähigkeit besitzt, sich eine Resilienz aufzubauen und den Weg zu seiner Mitte nicht zu verlieren. Denn, ganz ehrlich: zurück zur Normalität kann, darf
nicht sein, denn unsere so genannte Normalität ist die Ursache des Problems!
In diesem Sinne wünsche ich euch viel Gelassenheit und die Stärke, in aussergewöhnlichen Zeiten wie diesen den Weg zu eurer inneren Ruhe trotz viel Turbulenzen im Aussen zu finden und zu gehen.
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Mario (Mittwoch, 01 April 2020 12:52)
Hallo Claudia
Das ist ein so STARKER Satz!
"Gehe soweit du sehen kannst, und wenn du da bist, wirst du schon weitersehen."
Bravo, das regt doch zum Nachdenken an.